Gespräche im Anschluss an den Workshop auf dem Symposium in Heidelberg drehten sich oft um das Thema des Wettbewerbsdrucks, dem sich konfessionelle Krankenhäuser ausgeliefert sehen. Doch neben der Positionierung im Markt für Mitarbeiter und Patienten haben konfessionelle Krankenhäuser eine weitere strategische Positionierungschance: Christliche Werte haben als Kern eine große Strahlkraft auch in der heutigen Zeit. Diese Basis kann um die zusätzliche Verankerung im christlichen Umfeld und in der christlichen Wertegemeinschaft der Bevölkerung ergänzt werden. Dadurch werden sowohl die Mitarbeiter, als auch die Patienten und die öffentlichen stakeholder direkt und indirekt angesprochen.
Erfahrung mit der Umsetzung von Werten geht über die Patienten hinaus
Oft wird vom Klinikmanagement vergessen, dass nicht nur die Patienten direkt erfahren, wie sehr die Klinik die (selbst) gesetzten Erwartungen an Wertekonformität erfüllt, sondern eine oder zwei weitere Generationen durch die Freunde, Kinder und Enkel in diese Erfahrung mit eintauchen – bei jedem einzelnen Besuch. Jeder „Touchpoint“ eines Patienten oder Besuchers mit Klinikpersonal, dritten Dienstleistern, Atmosphäre und kollegialem Umgang wird im individuellen Erfahrungsspeicher fest eingebrannt. So baut sich schnell ein ganz bestimmtes Bild von den „gelebten Werten“ und möglicher Diskrepanzen einer Klinik bei der Umsetzung christlicher Werte in den Köpfen vieler Menschen auf, nicht nur bei den ambulanten oder stationären Patienten. In Zeiten der Social Networks wie Facebook und den zukünftigen Bewertungsplattformen im Gesundheitssektor kommt eine zusätzliche Dynamik durch die Weitervermittlung dieser Eindrücke im Internet auf.
Erweiterte Positionierung durch Rückbesinnung auf Christliche Werte
Dabei wäre es für konfessionelle Krankenhäuser ein Alleinstellungsmerkmal im Gesundheitsmarkt, den kein privater Träger so unvermutet erfüllen kann, wenn es gelingt die christliche Werte im Alltag zu konkretisieren durch eine moderne Anpassung und Anwendung im heutigen Umfeld. Dies würde bedeuten, dass die tradierten Werte und Normen damit auf eine Umsetzungsfähigkeit im heutigen Werte- und Gesellschaftsumfeld geprüft werden. Also die Christlichen Werte in einer modernen Interpretation mit Leben zu füllen.
Konkret könnte dies sein, den Heilungs-Begriff wieder neu mit Leben zu erfüllen und gleichzeitig auch die ursprünglichen Werte und Bedeutungs-Kontexte anzupassen, die ursprünglich im konfessionellen bzw. spirituellen Rahmen dem Wert Heilung zugedacht waren. Wer jetzt in der Lage ist, das Thema „Heilung“ neu zu besetzen und mit Leben zu erfüllen, kann sich nachhaltig nicht nur seinen eigenen Antriebsfedern der christlichen Werte mehr widmen, sondern gleichzeitig die wirtschaftliche Zukunft des Unternehmens mit seinen Arbeitsplätzen bzw. als Habitat der Werteumsetzung sichern.
Die Positionierung des konfessionellen Krankenhauses kann dann über das Technische und Medizinische hinaus gehen. Die Qualität der Leistungen muss natürlich immer hoch sein und dem Wettbewerbsdruck standhalten. Aber darüber hinaus haben die konfessionellen Krankenhäuser die Chance, sich in Bereichen der Seelsorge zu positionieren, die nicht von den anderen Trägern ohne weiteres und vor allem glaubhaft transportiert werden können. Hier sollte also das jahrhundertealte Kulturgut der christlichen Gemeinschaft und deren christlichen Werte aktiv eingebracht und als Vorteil eingesetzt werden. Das Ziel könnte sein, Heilung als das zu verstehen, was es ursprünglich war: Körper und Seele/Geist als Einheit zu verstehen und auch alle Ebenen mit in die Heilung einzubeziehen.
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