26.05.2011

Ehrenamtliches Engagement für Jugendliche: Weichen stellen für die Zukunft der Demokratie

Ehrenamtliches Engagement gilt oft als soziales Feigenblatt der Bessergestellten – dabei ist es längst  zur tragenden Säule der Gemeinschaft geworden. Gerade das Engagement für junge Erwachsene, die nicht selten unverschuldet durch die Raster der öffentlichen Hilfe gefallen sind, ist ein Engagement zum Wohle der Demokratie – und erweitert den eigenen Horizont ungemein.

Immer mehr Jugendliche passen nicht in die etablierten Schubladen unseres Ausbildungs- und Sozialsystems. Viele von ihnen müssen sich heute ganz ohne einen Abschluss auf die Suche nach Arbeit machen – mit 16 bis 21 Jahren in einem Alter, das entscheidend ist für die Entwicklung zu mündigen Demokratie-Begeisterten. Es ist ungeheuer wichtig, dass junge Frauen und Männer in dieser Altersgruppe Perspektiven geboten bekommen, die ihr eigenes Umfeld jedoch oft nicht zum Reifeprozess beitragen kann – und auch die Möglichkeiten der Jobcenter sind oft begrenzt.

Ehrenamtliches Engagement stützt die Demokratie

Eine Chance, der vielbeschworenen Perspektivlosigkeit entgegenzuwirken, ist das ehrenamtliche Engagement, das mehr und mehr zur tragenden Säule der Demokratie wird. In einem Interview mit der Boston Consulting Group habe ich den Alumni der weltweit agierenden Unternehmensberatung einen kurzen Abriss der Möglichkeiten gegeben. Am Beispiel meines eigenen Engagements für den Verein Joblinge habe ich dort eine konkrete Möglichkeit der demokratischen Teilhabe aufgezeigt und auch erläutert, was das Engagement mir persönlich bedeutet. Denn dieser Aspekt des Ehrenamts wird oft unterschätzt: Nicht nur die Geförderten, sondern auch der ehrenamtlich Tätige selbst profitiert von seiner Hilfe durch gemeinsame Erfolgserlebnisse und einen erweiterten persönlichen Horizont. Und genau dieser Mechanismus von Gemeinschaft ist das Rezept von Demokratie.

Mein Engagement bei „Joblinge“:

2007 hat die Eberhard von Kuenheim Stiftung der BMW AG zusammen mit der Boston Consulting Group die Initiative Joblinge gegründet, die Unternehmen, Privatpersonen und öffentliche Institutionen mit einem gemeinsamen Ziel zusammenführt: Jugendlichen, deren eigene Suche erfolglos geblieben ist, ganz konkret beim Finden eines Ausbildungsplatzes zu unterstützen. Durch Trainings, Coachings und ein Mentorenprogramm soll den Jugendlichen der Berufseinstieg ermöglicht werden. Jeder Jugendliche bekommt neben der Betreuung durch erfahrene Sozialpädagogen und Trainer einen persönlichen Mentor, der ihm als freundschaftlicher Ratgeber und Begleiter zur Seite steht. Dieses Konzept hat mich so begeistert, dass ich mich kurzentschlossen als Mentor verpflichtet habe – und ich habe diese Entscheidung nicht bereut.

Persönliche Förderung statt bürokratischem Druck

Für viele Jugendliche ist dieser Mentor von Joblinge der erste Erwachsene außerhalb des familiären Kontexts, mit dem sie offen über ihre Sorgen und Nöte sprechen können. Als Mentor stehe ich den Jugendlichen in einer schwierigen Phase zur Seite. Dazu gehört manchmal auch, dass ich sie fordern und ein Stück weit anleiten muss. Weil ich mich als Mentor dabei nicht hinter einer nummerierten Bürotür verstecken muss und fortwährend nur abstrakte, unverständliche Forderungen stelle, nehmen die Jugendlichen diese Form der Hilfe oft viel besser an als etwa die der Jobcenter. Viele Jugendliche haben durch ihre Fehlschläge in der Vergangenheit sich selbst und ihre Talente aufgegeben, weil die Erfolgssignale immer mehr ausbleiben und sie in Schubladen („multiple Vermittlungshindernisse“) gesteckt werden, die fast immer mit ihrem sozialen Umfeld, fast nie aber mit ihren individuellen Möglichkeiten zu tun haben.

Engagement ist ein Erfolgsmodell

Die Erfolge des Programms sprechen für sich. Das Joblinge-Programm wird in den kommenden Jahren auf weitere Städte in Deutschland ausgeweitet, nachdem nachgewiesen wurde, dass durch das Engagement die Vermittlungsquote der teilnehmenden Jugendlichen um ein Vielfaches höher liegt als beim Rest der offiziellen Referenzgruppe der „schwer oder nicht vermittelbaren Jugendlichen“ (so die Definition der Jobcenter). Bislang ist Joblinge aktiv im Bayerischen Wald, in München, in Frankfurt und (seit 2010) auch in Berlin.

Handlungsempfehlung: Haben Sie ernsthaft über ehrenamtliches Engagement nachgedacht?

Es gibt inzwischen vielfältige Chancen und Plattformen, die auch gestresste Manager dabei unterstützen, sich ganz nach den individuellen Möglichkeiten zu engagieren. Ehrenamtliches Engagement ist längst viel mehr als das, was früher unter „sozialem Engagement“ verstanden wurde. Es ist vielseitig, pragmatisch und bereichernd geworden – ein Fenster zur Wertegemeinschaft. Informieren Sie sich, bevor Ihr Wille an Klischees scheitert! Neugierig auf ein ehrenamtliches Engagement als Mentor? Hier finden Sie mehr Informationen über Joblinge

 

This entry was posted in Gelebte Werte and tagged , , , . Bookmark the permalink.

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>