Moderne amerikanische Unternehmen sichern ihre Zukunft durch eine extrem auf den Menschen fokussierte Unternehmenskultur. Spannende Gespräche und Diskussionen habe ich während meines zweiwöchigen Besuchs in San Francisco und dem Silicon Valley geführt. Die Unternehmensführer zeigten mir, dass die Fokussierung auf Mitarbeiter nicht zu Lasten von Profit und Aktienkurs geht, sondern beides gut in Einklang zu bringen ist und sogar als essentielle Basis für die Zukunftssicherung gesehen wird.
Wie mir Unternehmenslenker einiger der größten und erfolgreichsten High-Tech-Unternehmen des Silicon Valley erläuterten, haben sie schon vor Jahren erkannt, dass die konsequente Ausrichtung ihrer Unternehmenskultur auf Mitarbeiter als Kern der Unternehmenskultur überlebenswichtig ist. Google, Intuit und andere zeigen, wie es geht.
Unternehmenskultur muss im War for Talents Vorsprung sichern
Die beiden größten Arbeitgeber in Mountain View mitten im Silicon Valley haben mich schnell überzeugt, dass sie nicht nur einen schönen Schein kreieren („thats not just for marketing, you know“). Das kann sich hier im Silicon Valley kein Start-up und erst recht kein etabliertes High-Tech-Unternehmen leisten. Bei Einstiegsgehältern im Valley von 120.000 $ (für Programmierer frisch vom College) gäbe es im „War for Talent“ nur Verlierer. Die Manager wissen hier, dass die hohe Transparenz des Marktes durch Social Media einen offenen Austausch der potenziellen Mitarbeiter mit bestehenden Arbeitskräften ermöglicht. Schnell werden so Marketing-Lügen einer aufgesetzten und nicht gelebten Unternehmenskultur erkannt – und wirken dann als Einstiegsbarriere. Der Kampf um die besten Arbeitskräfte hat hier schon vor Jahren begonnen. Trotz der derzeitigen Wirtschaftskrise in Amerika hat sich im Silicon Valley ein Micro-Wirtschaftsklima entwickelt, das weiter für Wachstum, Gewinne und zufriedene Mitarbeiter sorgt. Was machen also die erfolgreichen Firmen anders?
Prioritäten der Unternehmenskultur: Employees – Clients – Shareholders
Ausgangspunkt der erfolgreichen Unternehmenskultur ist der Fokus auf die eigenen Mitarbeiter: Sie werden in das Zentrum der Aufmerksamkeit und der innerbetrieblichen Ausrichtung gestellt. Dabei müssen Unternehmen nicht unbedingt in spezielle „habitats“ der Google-Büros mit verschiedenen Welten und Rückzugsorten investieren. Gemeinsam haben die erfolgreichen Firmen erkannt, dass Loyalität, Commitment, Produktivität und Innovationskraft der Mitarbeiter von einer positiven Unternehmenskultur abhängen. Den Mitarbeiter ins Zentrum zu stellen heißt hier konkret: Überdurchschnittliche Flexibilität bei Arbeitszeiten, Achten der Work-Life-Balance, Shuttle-Service von San Francisco ins Valley mit klimatisierten Bussen und WiFi on board, Versorgung mit Essen und Getränken im Büro, hohes Gehalt und attraktive Neben-Leistungen wie private Krankenversicherung etc., und natürlich: eine offene, direkte Kommunikation. Die Unternehmensführung hat ein Ohr für die Belange der Mitarbeiter. Auf allen Ebenen. Nicht nur eine „open door policy“. Es ist ein echtes Anliegen der Unternehmensführung, Sorgen, Wünsche und Trends bei den Mitarbeitern zu erkennen und schnell darauf zu reagieren.
Wie ein Top-Manager mir weiter erläuterte: Nur wenn die Mitarbeiter zufrieden und frei von restriktiven Rahmenbedingungen arbeiten und sich dabei entfalten können, sind sie in der Lage, nachhaltig für den Kunden gute Arbeit zu leisten. Der Kunde wird als Mensch mit Bedürfnissen wahrgenommen und so im zweiten Schritt einer profitablen und zukunftsfähigen Unternehmenskultur dem Kunden gute, nachhaltig wirksame und seinen Bedürfnissen entsprechend optimierte Produkte angeboten. Der Kunde wird als Orientierungspunkt in die Aufmerksamkeit aller Handlungen der Mitarbeiter gesetzt. Sozusagen automatische Kundenfokussierung aufgrund von zufriedenen und leidenschaftlichen Mitarbeitern. Eine Leidenschaft, die aus dem modernen Umgang der Unternehmensführung mit den Mitarbeitern ihren Ursprung hat: Wahrnehmung, respektvoller Umgang, Integration in Entscheidungsprozesse und Gewährung von Entwicklungsspielräumen.
Und damit kommt der Profit für das Unternehmen und die Shareholder– auch in Form von guten Quartalsergebnissen, die nach wie vor auch im Silicon Valley die Unternehmensleitung beschäftigen. Denn zufriedene Kunden werden loyal zu einem Unternehmen, seinen Mitarbeitern, seiner Marke und seinen Produkten. Das ist die Basis für eine nachhaltige Wachstums- und Entwicklungsstrategie. Und damit für wirtschaftlichen Erfolg.
Wie deutsche Start-ups und Unternehmen die neue Unternehmenskultur nutzen können
Die schönste Erkenntnis aus meinen Gesprächen mit den Managern aus dem Silicon Valleys ist: Unternehmenskultur in einer modernen und Mitarbeiter-zentrierten Form wird groß geschrieben. Sie ist Teil der CEO-Agenda. Daraus sollten deutsche Unternehmen und Start-ups lernen: Machen Sie es genauso und denken Sie beim Aufbau eines Start-ups zuerst an die richtige Unternehmenskultur und deren konkrete Ausgestaltung im Alltag. Macht es zur CEO-Aufgabe, diese moderne Unternehmenskultur zu kontrollieren, in Kraft zu halten und zu leben.
Nicht nur bei Spezialisten, um die der War for Talents geführt wird, zeigt sich, dass die Machtverhältnisse sich von der Unternehmensführung zu den einzelnen Mitarbeitern verschieben. Dabei geht es gar nicht um Macht oder den Verlust von Macht durch die Unternehmensführung. Sondern um ein neues Verständnis des Miteinanders in einem Unternehmen. Um Entfaltungsspielräume, die zielgerichtet den Kundennutzen in den Mittelpunkt des unternehmerischen Interesses setzen und somit die wirtschaftliche Profitabilität des Unternehmens sichert. Alles fängt beim Mitarbeiter an, oder, wie einer der Top-Manager mir sagte: „You have to understand that employees are at the core of our culture, our management and our day-to-day decision processes“.
Wie das geht? Dazu habe ich nicht nur in meinem Buch „Wir statt Gier – Aufbruch in eine neue Ära der Wirtschaft“ Vorschläge gemacht, sondern auch in Interviews mit Gruenderszene.de und Foerderland.de Hinweise gegeben. Gern können wir uns darüber auch unverbindlich persönlich austauschen – schreiben Sie mir einfach eine Mail.