05.04.2012

Unternehmenskultur: Das „Wir“ macht den Unterschied – Buchlaunch „Wir statt Gier“

Unternehmenskultur-Buch-Wir-statt-GierDie Unternehmenskultur ist das Gesicht einer Firma – ob Ihr Chef wohl gern in den Spiegel schaut? Würde man alle deutschen Unternehmen auf einem Gruppenporträt versammeln, entstünde dieser Tage ein sehr gemischter Eindruck: Wir würden in viele verbissene Mienen schauen, aber auch in strahlende Gesichter. Die Chronik des Niedergangs von Schlecker zeigt:
Wenn Menschen am Markt eine Wahl haben, treten ungeahnte Kräfte zutage. Diese Kräfte sind das Potenzial und die Chance der Wirtschaft – und es gilt sie jetzt zu nutzen. In meinem neuen Buch „Wir statt Gier – Aufbruch in eine neue Ära der Wirtschaft“ erkläre ich nicht nur, warum das „Wir“ die Zukunft der Wirtschaft ist, sondern auch, wie Sie den Wandel persönlich für sich nutzen können.

Schlecker ist an seiner maroden, unethischen Unternehmenskultur gescheitert. Der Fall demonstriert besonders deutlich, was in der Wirtschaft des 21. Jahrhunderts nicht mehr geht: Wenn ein Unternehmen, das Menschen dient, als reine Renditemaschine geführt wird, sorgen die Verbraucher für die Marktbereinigung. Eine Unternehmenskultur, in der Mitarbeiter systematisch überwacht und  unliebsame Angestellte auf Listen vermerkt werden, gerät unweigerlich in den Fokus der sozial vernetzten Öffentlichkeit. Wenn selbst daraufhin eine Korrektur der Unternehmenskultur ausbleibt, sind der Konkurrenz am Markt Tür und Tor geöffnet: Ein Verbraucher, der die Wahl hat, kauft bei lächelnden Mitarbeitern ein. Schon deshalb tun Unternehmen gut daran, alles für die Motivation ihrer Angestellten zu tun.

Leider ist Schlecker kein Einzelfall. Noch immer gibt es Top-Manager und Eigentümer, die den wichtigsten Erfolgsfaktor am Markt unterschätzen: den Menschen, und zwar den Verbraucher ebenso wie den Mitarbeiter. Beide sind einem Unternehmen durch Werte verbunden – oder boykottieren es aus demselben Grund. Der Preis ist längst nicht mehr der einzige Wettbewerbsfaktor, wenn er auf Kosten anderer Werte erkauft ist. Nur eine Unternehmenskultur, die dieser Erkenntnis folgt, ist heute zukunftsfähig.

Unternehmenskultur: Spreu und Weizen der Wirtschaft

Die Unternehmenslandschaft lässt sich heute grob in zwei Segmente unterteilen: Die griesgrämigen Gesichter auf dem Foto betrachten noch immer die „Gier“ als Instrument der Unternehmensführung. Für sie ist der Mensch ein unliebsamer Soft-Faktor, der mit allen Mitteln reguliert werden muss. Ihre Strukturen folgen dem Prinzip Kontrolle, gemeinsame Interessen der Mitarbeiter gelten als Gefahrenpotenzial. Die lächelnden Gesichter auf dem Gruppenfoto dagegen haben den Wert des „Wir“ erkannt. Ihre Führung ist am Menschen orientiert, und ihr Organisationsprinzip ist das einer Interessengemeinschaft. Hier lächeln die Mitarbeiter nicht nur – sie erzielen auch die besseren Ergebnisse.

Was Mitarbeiter und Konsumenten in diesen unterschiedlichen Klimazonen miteinander verbindet, ist ein spürbar erstarkendes gesellschaftliches Wertebewusstsein. Mit diesem Wandel in der Wahrnehmung geht auch ein stärkeres Bewusstsein für Unternehmenskultur einher. Schlecker ist nur eines von vielen Warnsignalen an die Hüter des Renditegrals: Mit Effizienz allein ist kein Markt mehr zu verteidigen. Ein neuer Gemeinschaftssinn hält Einzug in unsere Unternehmen und Führungsetagen. Das Credo der neuen Macher lautet: gelebte Werte statt Aktienwerte, Gemeinschaft statt Partikularinteressen. Und weil dieses neue gemeinschaftliche Wertebewusstsein unsere größte Chance in der Wirtschaft und darüber hinaus ist, habe ich ein Buch darüber geschrieben: „Wir statt Gier – Aufbruch in eine neue Ära der Wirtschaft“.

Die harte Realität: Marktbereinigung ist besser als Staatshilfen

Was mich dazu motiviert hat, ist mein fester Glaube an unsere Fähigkeit zum Wandel. Tagtäglich erlebe ich in Unternehmen, wie eine Gemeinschaft von Menschen, für die es um alles geht, durch ihren Zusammenhalt noch in den verfahrensten Situationen die Wende schafft. Die Qualität einer Unternehmenskultur beweist sich in der Krise: Mitarbeiter, die wissen, wofür und mit wem sie an einem Strang ziehen, sind beinahe unschlagbar. Einer reinen Nutzengemeinschaft dagegen fehlt es an operationalisierbaren Werten, die im Zweifel den Unterschied zwischen verzweifeltem Festhalten am Status Quo und der Freiheit zur Erneuerung machen. Der gemeinsame Wille zum Wandel dagegen schafft Zukunft, denn er geht im Berufsleben mit einer Kultur der gemeinschaftlichen Erfüllung einher.

Aus demselben Grund bin ich dagegen, Schlecker mit staatlichen Mitteln zu retten. Die übergeordnete Gemeinschaft, der wir alle angehören, ist der Staat, den wir mit unseren Steuern versorgen. Wenn eine Mehrheit dieser Gemeinschaft sich am Markt längst entschieden hat, Schlecker seine Marktberechtigung zu entziehen, sollte der Staat sich dieser wertorientierten Entscheidung beugen. Wir werden schon in Kürze weitere ähnliche Fälle erleben. Es kann nicht das Ziel einer Marktwirtschaft sein, ausgerechnet die schlechten Unternehmen permanent durch Auffanglösungen zu retten. Welches Signal sendet das an den Markt? Es ist nicht Aufgabe des Staates, die Selbstreinigungskräfte der Gemeinschaft auszuhebeln, sondern sie zu unterstützen.

Auch wenn der Stellenabbau viele Schlecker-Angestellte im Augenblick hart trifft: Welchem Mitarbeiter ist auf Dauer mit einer Auffanglösung geholfen, die ein marodes System in seiner Führungskultur noch bestärkt, das auf Dauer doch nicht am Markt bestehen kann? Warum auf einem sinkenden Schiff ausharren, dessen Kapitäne längst von Bord sind, wenn die Kündigung früher oder später doch unausweichlich ist? Der Staat sollte die Gemeinschaft der Mitarbeiter bei der Umorientierung unterstützen, anstatt die Unkultur eines gewissenlosen Konzerns zu subventionieren.

Die Kultur des Wir: Unternehmen können mehr als Erfolg

Überhaupt könnte die Politik eine Menge von den innovativen Managern und Mitarbeitern unserer Zeit lernen, wenn sie in die Tiefen moderner Unternehmensführung blicken würde. Dort ist nämlich längst die Gewissheit verortet, dass Führung gegen die Interessen der Gemeinschaft immer nur Pyrrhussiege erringen kann.

Die Diagnose, die ich im ersten Teil meines Buches „Wir statt Gier“ stelle, lautet deshalb: Wir haben zu Recht aufgehört, auf der Suche nach Orientierung nach oben zu blicken. Die Politik und andere Institutionen der Werteprägung, etwa die Kirche, haben als Deutungslieferanten jämmerlich versagt. Der Blick in die Personalien der egogesteuerten Eliten offenbart einen Skandal nach dem anderen. Mit den Eliten hat auch die Führungsethik ihre Glaubwürdigkeit verloren. Sie ist zu einem sinnentleerten Denkmodell verkommen, dem nicht einmal mehr die Feuilletons über den Weg trauen.

Um herauszufinden, wie Erfolg funktioniert und umgesetzt wird, schaue ich im zweiten Teil meines Buches dorthin, wo die gemeinschaftsgesteuerte Revolution der Wirtschaft schon Realität ist: in die neue Schule der Unternehmenskultur, bei der Erfolg auf der Basis des Wir-Gefühls nicht nur im Leitbild steht, sondern produziert wird. Dort ist ein Umbruch im Gange, der die Spekulanten und Lobbyisten das Fürchten lehrt: Selbstbewusste Mitarbeiter und Führungskräfte stellen unser Verständnis von Unternehmensführung endlich vom Kopf auf die Füße. Dafür gibt es eine Vielzahl von Signalen, die ich Flickering Signals nenne, und die schon im aktuellen Frühstadium der Entwicklung ein Muster ergeben. Dieses Muster mache ich im zweiten Teil meines Buches sichtbar.

Die beachtlichen Erfolge, die die Pioniere der neuen Wirtschaft schon heute erzielen, kommen nicht von ungefähr. Sie reagieren damit nämlich auf die Bedürfnisse eines neuen Typus von Konsumenten, der sich mit leeren Versprechen nicht mehr abspeisen lässt. Der neue Informationsbürger will nicht nur wissen, was in den Unternehmen vor sich geht und wofür er sein Geld ausgibt; er verlangt auch eine Balance aus wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Gewinnorientierung. Sein Anliegen an die Unternehmen der Zukunft ist kein geringeres als das, neben wirtschaftlichem Erfolg auch die Verantwortung für gesellschaftliche Herausforderungen zu übernehmen, an denen die alten Eliten gescheitert sind.

Der Wandel ist hier: Zeit für eine neue Definition von Unternehmenskultur

Aufgeweckte Manager, Wirtschaftsvordenker und vor allem die Unternehmensgemeinschaften selbst reagieren auf das gewachsene Verantwortungsspektrum mit funkensprühender Produktivität. Die neue Ära der Wirtschaft wird zum Glücksfall für die Wirtschaft: In unseren Unternehmen etabliert sich eine an gemeinschaftlichen Werten orientierte Unternehmenskultur, die schon in Kürze Legion sein wird.

Die neue Anspruchshaltung der Märkte wirkt sich auf Management und Unternehmensprozesse genauso aus wie auf unsere Art zu arbeiten. Für die Vielzahl an Unternehmen, die noch heute in Hierarchiegläubigkeit und Postenverwaltung feststecken, wird es deshalb höchste Zeit, der Revolution nicht länger im Weg zu stehen, die sie andernfalls schon bald überrollen wird.

Mein größtes Anliegen bei der Planung des Buches war es von Anfang an, nicht bei der Analyse Halt zu machen. Viel mehr war es mein Ziel, Ihnen den Weg in die Ära des „Wir“ zu bahnen. Der dritte Teil von „Wir statt Gier“ soll Ihnen dabei helfen, Ihren Platz in der wir-orientierten Wirtschaftsgemeinschaft zu finden. In Anlehnung an die Erfolgsgeschichten aus dem zweiten Teil zeige ich dort auf, wie sich Management und Mitarbeiter für ihre persönliche Zukunft in der Wirtschaft positionieren können, um sich von alten Mustern freizumachen und nicht schon morgen alt auszusehen.

Eine zukunftsfähige Unternehmenskultur gelingt nur Unternehmen und Persönlichkeiten, deren Erfolg auf gelebten Werten statt aufgeklebten Etiketten fußt. Sie gehört denen, die mehr mit ihrer Arbeit verbindet als Dienstplan und Gehaltsscheck. Sie gehört uns, wenn wir wissen, wo wir hingehören – weil wir das „Wir“ als unsere größte Stärke erkennen und dafür einzutreten bereit sind.

Mein neues Buch „Wir statt Gier – Aufbruch in eine neue Ära der Wirtschaft“ ist ab sofort als Printversion (16,90€) und als Kindle-Ebook (4,94€) erhältlich.

Einen Blick ins Inhaltsverzeichnis und weitere Leseproben können Sie hier werfen.

Update August 2012: Eine Reise nach San Francisco und Gespräche mit Unternehmenslenkern aus dem Silikon Valley haben gezeigt, dass die erfolgreichen Firmen sehr wohl schon seit einigen Jahren ihre Unternehmenskultur umgestellt haben. Sie stellen den Menschen als Priorität 1 in den Mittelpunkt ihrer Unternehmenskultur und richten ihr Unternehmen danach aus. Mehr darüber lesen Sie hier.


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