Konfessionelle Krankenhäuser werden mehr als andere Unternehmen daran gemessen, wie Sie den Umgang mit Kernwerten im Alltag meistern und damit der gestiegenen Erwartungshaltung von Patienten, Mitarbeitern, Ärzten und Gesellschaft gerecht werden. Gerade hier zeigt die erste Studie Leitbilder konfessioneller Krankenhäuser Bruchstellen im Klinikalltag auf und akuten Handlungsbedarf für die Krankenhausleitung. Klarheit, eine moderne Interpretation der zugrundeliegenden christlichen Werte und eine konsequente Umsetzung dieser Werte im Klinikalltag bilden erst ein Fundament für ein erfolgreiches konfessionelles Krankenhaus heute.
Symposium zur Zukunft konfessioneller Krankenhäuser
Am 10. und 11. März 2011 fand in Heidelberg das erste Symposium zur Zukunft der konfessionellen Krankenhäuser in Deutschland statt. Unter der Leitung von Prof. Dr. Johannes Eurich (Diakoniewissenschaftliches Institut der Universität Heidelberg), von Prof. Dr. Klaus Baumann (Arbeitsbereich Caritaswissenschaft und Christliche Sozialarbeit der Universität Freiburg) sowie von Karsten Wolkenhauer (wolkenauer.org Think Tank Berlin) wurde mit Vorständen und Geschäftsführern konfessioneller Krankenhäuser verschiedene Aspekte der strategischen Positionierung, Zukunftssicherung und Führung im Rahmen christlicher Werte diskutiert.
Dabei wurde ich gebeten, zusammen mit Christian Klant (imposis, Berlin) die ersten Ergebnisse unserer Studie Leitbilder konfessioneller Krankenhäuser zu präsentieren. Im Workshop wurden dann die strategischen Fragestellungen in diesem Zusammenhang mit den teilnehmenden Vorständen diskutiert, zur Reflexion bei den Teilnehmern angeregt und erste Lösungswege aufgezeigt.
Erste Studie Leitbilder konfessioneller Krankenhäuser zeigt Bruchstellen
Die gemeinsam konzipierte Studie Leitbilder konfessioneller Krankenhäuser in Deutschland ist die erste ihrer Art in Deutschland und deckt in der quantitativen Analyse 70% der konfessionellen Krankenhäuser in Deutschland ab. Bei der Untersuchung der im Internet veröffentlichten Leitbilder zeigten sich einige interessante Bruchstellen, die im Workshop zur Diskussion gestellt wurden. Dies sind unter anderem:
- Gibt es heute noch bei der Führung konfessioneller Krankenhäuser einen Wertekonflikt zwischen christlichen Werten und betriebswirtschaftlich induzierten Werten? Wie wird dieser potenzielle Konflikt wahrgenommen und im Klinikalltag entschärft? Wissen die Mitarbeiter, wie sie im Konfliktfall entscheiden können oder welche Gremien ihnen dabei helfen?
- Kommen in den Leitbildern nicht Patienten und vor allem Mitarbeiter zu kurz, die nicht nur als wichtige Zielgruppen in der Kommunikation zu betrachten sind, sondern die Sinnhaftigkeit der Krankenhäuser repräsentieren (Patienten) und den vermittelten Wertekern im Klinikalltag mit Leben ausfüllen sollen (Mitarbeiter)?
- Warum gibt es nur in 13% der konfessionellen Krankenhäuser der Studie eine postulierte Entscheidungsfreiheit der Mitarbeiter in Glaubensfragen? Kann wirklich nur eine vorgeschriebene Kirchenbindung das Leben von christlichen Werten im Klinikalltag garantieren, oder widerspricht dies nicht sogar heutigen Freiheitsgrundsätzen?
- Sehen einige Krankenhausleitungen die Entwicklung eines Leitbilds als eine einmalige Angelegenheit an und negieren so die Bedeutung einer laufenden Aktualisierung bzw. Angleichung an die aktuellen Rahmenbedingungen im Klinikalltag konfessioneller Krankenhäuser?
- Welche Bedeutung hat die Selbstbestimmung der Patienten im Klinikalltag, wenn der Respekt und die Ehrlichkeit gegenüber den Patienten nur selten einen Raum in den Leitbildern eingeräumt bekommen?
- Warum werden heute so wichtige Themen wie die Bedeutung einer Work-Life-Balance der Mitarbeiter bzw. das Achten der Gesundheit der Mitarbeiter nur in 11% bzw. 10% der Fälle entsprechend in den Leitbildern gewürdigt?
Einen Überblick über das Symposium-Programm finden Sie hier: Symposium_ZKKH_März_2011_Programmheft (pdf, Download) sowie das Handout über die Ergebnisse der Studie Leitbilder Konfessioneller Krankenhäuser (pdf, Download)
Weitere Beiträge zum Thema Konfessionelle Krankenhäuser und deren Herausforderungen finden Sie hier (Übersicht)
Warum ich als Coach und Berater arbeite finden Sie hier (Einführung)