11.06.2011

Eine Frauenquote schafft keine Gleichberechtigung

Gleichberechtigung gehört zu den gelebten Werten eines Unternehmens – und ist schon deshalb nicht mit einer gesetzlichen Frauenquote durchsetzbar. Während rückwärtsgewandte Politiker und Gleichstellungsapostel noch immer versuchen zu regeln, was nicht regelbar ist, haben wertbewusste Arbeitnehmer längst den Kurs gewechselt: indem sie die Gleichberechtigung im Unternehmen beim Wort nehmen anstatt mit Justitias Schwert zu fuchteln.

Quoten sollten nur regeln, was im Sinne der Wertegemeinschaft Unternehmen wichtig ist, aber ohne Anschub nicht gelebt werden kann. Kommt eine Frauenquote nicht zu spät, wenn angesichts der Arbeitsmarktentwicklung in Zukunft immer mehr Frauen (und Männer) selbst die Wahl treffen können, in welchen Unternehmen sie ihre Intelligenz, Kreativität und Umsetzungsstärke mit vollem Engagement einbringen wollen?

Wie man es nicht (mehr) macht: Ego-Show statt Gleichberechtigung

Wenn Alice Schwarzer im Prozess Kachelmann von der neutralen Prozessbeobachterin zur hyänenhaften Klatschreporterin mutiert, schadet sie der Sache der Gleichstellung und Gleichberechtigung. Wer menschliche Schicksale und Tragödien ausweidet um sein eigenes Buch zu vermarkten, gehört nicht mehr zu einer intellektuellen Elite, die eine Arbeitsethik vorlebt, die ihrer Zeit voraus ist, sondern vielmehr zu einer platten Marketingmaschine, die immer noch dampft, wenn die Botschaft längst eine andere ist.

Einen solchen Stellvertreterkrieg führen auch radikale Feministinnen im Fall der gestürzten Frauenbeauftragen in Gosslar: War sie zu weich geworden? Konnte sie sich inzwischen ein gutes Miteinander von Frauen und Männern vorstellen? Was auch immer die Gründe waren; der Vorfall erinnert mich an die Französische Revolution, die bekanntlich ihre eigenen Kinder gefressen hat, als sie von einer freiheitlichen, idealistischen Bewegung zum tosenden, unkontrollierten Strudel wurde – Wegbereiter eines guten Umschwungs werden auch in Goslar von noch radikaleren Kräften aus dem Weg geräumt, die von ganz anderen Motiven angetrieben werden.

Ist Gleichberechtigung gesetzlich regelbar?

Brauchen wir eine gesetzlich oder in Unternehmensstatuten verankerte Frauenquote? Lässt sich das Zertrümmern von unsichtbaren und einseitig behindernden „glass ceilings“, also die Wertschätzung und Einbindung von einer facettenreichen und vielfältigen Wertegemeinschaft in alle Unternehmensprozesse so wirklich realisieren? Stellen wir die Frage einmal anders: Was ist für eine moderne Frau – oder für Kollegen mit anderem kulturellen Hintergrund, für einen schwulen Mann oder für eine lesbische Frau – eigentlich wirklich wichtig? Sicher keine von oben aufoktroyierte und in Formalismen gegossene Anweisung zur Durchsetzung einer Quote, durchgesetzt von einem Gleichstellungsbeauftragten ohne Gesicht, Einfluss und Einbindung in die geschäftlichen Strukturen. Untersuchungen über die Erfahrungen, die Millionen von Frauen und Männern im Berufsalltag machen, zeigt: Respekt, Zugehörigkeitsgefühl und die Überflüssigkeit des Versteckspielens sind Bedürfnisse, die über eine verordnete Toleranz nicht regelbar sind.

Diversity ist eine Haltung, keine Statistik

Was wir nicht brauchen sind noch mehr Unternehmen, in denen es vorgeschriebene Frauenquoten, verordnete Rainbow Clubs und Genderdebatten gibt. Unternehmen sollen nicht Politik machen, sondern Umsatz. Gesellschaftlich wirklich voran bringen uns Unternehmen, in denen jeder Mitarbeiter mit seiner ganzen Persönlichkeit als Teil der Wertegemeinschaft verstanden wird, mit seinen Stärken und Bedürfnissen geachtet und respektiert wird. Wir brauchen Unternehmen, in denen “Diversity” gelebt wird: Tag für Tag – von innen heraus.

Das bedeutet, dass jeder Kollege und jeder Chef im Herzen versteht, warum es wichtig ist, die Kollegin oder den etwas anderen Kollegen zu achten. Und das nicht nur aus wirtschaftlichen Erwägungen, wegen dem unterstellten Kreativitätspotenzial, der lockeren Atmosphäre, den vielfältigen Erfahrungen und Talenten. Sondern weil sie alle verstanden haben: Wir können die Themen, Herausforderungen und Entwicklungen der Zukunft nur zusammen angehen und meistern, wenn wir uns so entwickeln, wie sich auch die Gesellschaft entwickelt – und damit unsere Kunden. Stärke kommt aus der Vereinigung der ganzen gesellschaftlichen Vielfalt unter einem Dach, weil alle davon profitieren – nicht, weil irgendjemand es vorschreibt.

Gleichberechtigung ist ein Qualitätsmerkmal an den Märkten der Zukunft

Beim Thema Gleichberechtigung können Unternehmen die wahre Qualität ihrer Zukunftsorientierung beweisen, indem Förderungen und Karrierechancen für jeden offen stehen, egal ob er oder sie einer Minderheit oder einer Mehrheit angehört. Mit einem hübschen Leitbild ist es heute längst nicht mehr getan. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, sollte man meinen – doch Diskussionen wie die um die Frauenquote zeigen, dass wir davon immer noch ein Stück entfernt sind.

Fest steht: Die nachfolgenden Generationen werden diese Selbstverständlichkeit voraussetzen und einfordern – und zwar schon sehr bald. Sie werden mehr als die Generationen vor ihnen bewusst entscheiden, bei welchen Unternehmen sie Spuren hinterlassen wollen, nämlich bei Unternehmen, die Gleichberechtigung vorleben anstatt Gleichstellung zu propagieren. Wer dann im öffentlichen Ansehen mit dem Makel einer ausgrenzenden Human Ressources-Politik behaftet ist, wird als Arbeitgeber an einem umkämpften Markt insbesondere um junge Führungskräfte das Nachsehen haben – und ein ernstes Imageproblem am Konsumentenmarkt noch dazu.

Handlungsempfehlung: Wird Gleichberechtigung in Ihrem Unternehmen gelebt?

Fragen Sie sich ernsthaft: Sind Frauen in Ihrem Unternehmen tatsächlich gleichgestellt? Gibt es Frauen in der Führungsetage? Wie entscheiden Sie selbst, wenn Ihnen bei der Auswahl von Bewerbern gleichberechtigte männliche und weibliche Kandidaten zur Verfügung stehen? Betrachten Sie die Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Arbeitsleben aus einer ganzheitlichen Ebene Perspektive, oder gehen Sie Führungsklischees über Frauen auf den Leim?

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